Neue Studie ermutigt Kinder mit Herzfehlern zum Sport

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Es passiert nicht oft, aber wenn es passiert, ist das Medienecho groß: Wenn Spitzensportler mitten in einem Wettkampf tot zusammenbrechen. Oft stellt sich hinterher als Ursache eine Herzerkrankung heraus. Dies verunsichert vor allem Menschen, die selbst einen angeborenen Herzfehler haben. Viele Eltern halten ihr Herzkind bis heute aus Angst vom Sport ab. Eine neue Studie scheint nun teilweise Entwarnung zu geben.


Keine Todesfälle durch Sport

In einer landesweiten Untersuchung von Fällen plötzlichen Herztods bei Kindern mit angeborenem Herzfehler fanden norwegische Forscher keinen Zusammenhang zwischen den untersuchten Todesfällen und sportlicher Aktivität.

Die Forscher werteten die Daten aller 11.272 Kinder mit einem angeborenen Herzfehler aus, die zwischen 1994 und 2009 in Norwegen geboren waren. Nur ein verschwindend geringer Anteil dieser Kinder (0,2 %) erlitt einen plötzlichen Herztod, der nicht mit einer Herzoperation zusammenhing. Bei weniger als der Hälfte dieser verstorbenen Kinder (sieben von 19) fanden die Wissenschaftler eine kardiale Ursache. Keiner der untersuchten Todesfälle hing mit sportlicher Aktivität zusammen.

Zwei der untersuchten Kinder hatten einen Herzstillstand überlebt, der im Zusammenhang mit körperlicher Belastung aufgetreten war. Beide hatten ein bekanntes erhöhtes Risiko für schwerwiegende Rhythmusstörungen.

Plötzlicher Herztod und sportliche Aktivität

Generell gilt ein erhöhtes Risiko für einen plötzlichen Herztod während sportlicher Aktivität – auch für herzgesunde Menschen. Bei erwachsenen Patienten mit angeborenem Herzfehler ist dieses Risiko etwas höher. Dennoch sind die für diesen Personenkreis ermittelten Sterberaten im Zusammenhang mit Sport (zwischen 1,5 % und 8 %) vergleichsweise gering. Noch weniger scheinen nun Sport treibende Kinder mit Herzfehler gefährdet zu sein: In der aktuellen Studie von Jortveit und Kollegen tendierte ihr Risiko gegen Null.

Bewegung ist wichtig!

Die Studienautoren schließen, dass der positive Effekt sportlicher Aktivität das geringe Risiko eines plötzlichen Herztods überwiegt. In einem Editorial zu der Studie unterstreichen auch Gerhard-Paul Diller und Helmut Baumgartner, Spezialisten für angeborene Herzfehler am Universitätsklinikum Münster (Deutschland), die Bedeutung ausreichender Bewegung für Menschen mit Herzfehler bereits im Kindesalter. Der Furcht vor potenziellen gefährlichen Nebenwirkungen durch sportliche Aktivität stellen sie das Risiko der Fettleibigkeit gegenüber, die langfristig zu Folgeschäden führen kann. Diese werde heute zunehmend zum Problem und sei ein Risikofaktor für später auftretende Komplikationen wie Arterienverkalkung (Atherosklerose). Sport gilt als wirksames Gegenmittel. Entsprechend empfehlen Diller und Baumgartner Menschen mit angeborenen Herzfehlern, sich im Rahmen ihrer Möglichkeiten sportlich zu betätigen.

Individuelle Sportprogramme

Menschen mit angeborenem Herzfehler sind häufig unsicher, welches Ausmaß und welche Intensität von sportlicher Aktivität für sie gut ist. Hier ist eine spezifische Beratung durch die Ärzte gefragt. Das individuelle Risiko hängt von verschiedenen Faktoren wie dem Alter, der Schwere des Herzfehlers oder bestimmten Begleiterkrankungen ab. Im Zweifelsfall können kontrollierte Belastungsuntersuchungen helfen.


Risikofaktoren im Zusammenhang mit sportlicher 
Aktivität bei angeborenen Herzfehlern

Generell steigt das Risiko mit zunehmendem Alter und zunehmender Schwere des Herzfehlers. Weitere Risikofaktoren sind:

-         Einschränkung der Herzfunktion
-         Vorausgegangene Rhythmusstörungen
-         Lungenhochdruck (pulmonale Hypertonie)
-         Zyanose
-         Erweiterung der Körperschlagader (Aortenerkrankungen)
-         Untrainiertheit

 

Autor(en): Eva Niggemeyer
Letzte Aktualisierung: 2015-11-12